Malort in Gröbming
Nach einem Gespräch mit Frau Weinzierl ist folgender Artikel entstanden, der noch nicht veröffentlicht wurde. Ich möchte mich für ihre Worte bedanken und sie gerne mit Interessierten teilen.
Ein besonderer Raum für die eigene Spur: Malort in Gröbming eröffnet im September
Im September 2025 öffnet in Gröbming ein besonderer Raum seine Türen: der Malort in der Schulstraße 62. Initiiert wird er von Angelika Mayerhofer, welche im Vorjahr das „Arno Stern Training“ absolviert hat und mit der ursprünglichen Arbeitsweise des Erfinders bestens vertraut ist. Das Kennenlernen dieser besonderen Form des Malens hat sie nachhaltig inspiriert und überzeugt. Mit der Eröffnung des Malorts in Gröbming möchte sie diese wertvolle Erfahrung in die Region tragen und für viele Menschen zugänglich machen.
Ein Erlebnis jenseits von Alltag und Erwartung
Wer den Malort betritt, merkt sofort: Hier geht es um etwas Besonderes. Vier geschlossene Wände umhüllen den Raum, in der Mitte steht der Palettentisch mit seinen leuchtenden Farben. Jede Person nimmt ein eigenes Blatt, das mit Reißnägeln an der Wand befestigt wird. Stehend, mit dem Pinsel in der Hand, beginnt das Spiel mit der Farbe. Es gibt keine Themenvorgabe, keine Korrektur, keine Erwartung. Das, was entsteht, ist Ausdruck einer ganz persönlichen Spur – unmittelbar und unverwechselbar.
Das Erlebnis des Malspiels hebt sich von vertrauten Formen des Malens ab. Es geht nicht um künstlerische Leistung, nicht um Darstellung oder Wirkung. Vielmehr ist es ein Eintauchen in einen Prozess, der von Miteinander in der Gruppe, Konzentration und innerer Freiheit getragen wird. Dabei entsteht eine lebendige Atmosphäre: Es herrscht ein emsiges Treiben und es werden Worte ausgetauscht – die Bilder selbst werden nicht besprochen. Für viele erinnert dieses Erlebnis an Kindheitserfahrungen: jenes selbstvergessene Malen, das frei war von Vergleich oder Urteil.
Von Paris nach Gröbming – die Geschichte des Malorts
Die Ursprünge dieses besonderen Konzepts liegen im Paris der Nachkriegszeit. Arno Stern, 1924 in Kassel geboren, emigrierte 1933 mit seiner Familie nach Frankreich. Nach dem Krieg arbeitete er mit Waisenkindern und stellte dabei etwas Bemerkenswertes fest: Die Kinder malten nicht, um ein Ergebnis vorzuzeigen, sondern weil sie einem inneren Impuls folgten. In diesen Spuren erkannte Stern ein universelles Ausdruckssystem, das er „Formulation“ nannte.
Um dieser Erfahrung einen geeigneten Rahmen zu geben, eröffnete er 1946 die „Académie du Jeudi“, den ersten Malort in Paris. Dort entwickelte er die bis heute gültigen Prinzipien: ein geschützter Raum, eine klare Struktur und das freie Malspiel ohne Beurteilung. Über Jahrzehnte hinweg hat Stern diese Arbeit weitergeführt, dokumentiert und in vielen Ländern bekannt gemacht. Heute gilt der Malort als weltweit einzigartiges Konzept, das Menschen aller Altersgruppen ermöglicht, ihrer ursprünglichen Ausdruckskraft zu begegnen.
Bilder, die bleiben
Im Malort entstehen Bilder, die keinen äußeren Zweck erfüllen. Sie sind nicht für Ausstellungen gedacht, werden nicht interpretiert oder kritisiert. Vielmehr bleiben sie Teil des Prozesses, sorgfältig aufbewahrt und in ihrer Eigenständigkeit respektiert. Dadurch rückt nicht das fertige Produkt in den Vordergrund, sondern der Weg dorthin – das Erlebnis, mit Farben zu gestalten, ohne Absicht und ohne Druck.
Ein Zitat von Arno Stern beschreibt diese Erfahrung eindrücklich:
"Jede Person ist beglückt. Der Umgang mit dem Palettentisch fällt leicht. Sie entwickelt unermessliche Fähigkeiten und das erfreuliche Bewusstsein dieser Fähigkeiten. Diese Erfahrung überträgt sich auf andere Tätigkeiten im Leben. Malspielkinder sind anspruchsvolle Menschen."
Zitat aus „Das Malspiel und die Kunst des Dienens“ , Arno Stern, 2015, Drachen Verlag
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